Geschichte

Mündliche Überlieferungen berichten davon, dass bereits einige Jahre vor dem 1. Weltkrieg Tennis in Herborn gespielt wurde, oder besser, versucht wurde Tennis zu spielen. Enthusiasten dieses zu der Zeit noch seltenen Sports aus den Reihen des Schützenvereins, sollen auf dem Gelände des Schießplatzes ein Tennisfeld mit Backsteinen begrenzt und dort, wie auch immer, erste Tennisversuche unternommen haben.

 

1923 wurde dieser Interessengemeinschaft dann Gelegenheit gegeben, auf dem Gelände des Schützenhauses einen ersten Sandplatz zu bauen. Als die Stadt die Anlage samt Schützenhaus umbaute, wurde die Gelegenheit genutzt, für die Tennisspieler zwei neue fachgerechte Plätze anlegen zu lassen.

Von nun an konnte verstärkt und leichter den Erfordernissen eines sportlichen und geselligen Clublebens Rechnung getragen werden. Diese erste Blütezeit des Clubs wurde jedoch durch den 2. Weltkrieg gestoppt. 

 

Nach dem Ende des Krieges dauerte es aber, bis sich die Freunde des Tennissports wieder neuformierten und nun einen eigenen Club, losgelöst vom Schützenverein, gründeten.

Belegt ist, dass mit Ernst Lehr 1947 formal der erste Präsident gewählt wurde, der dann bis 1977 die Geschicke des Clubs leitete und unseren Verein 1970 mit dem Wechsel der Tennisanlage auf den Rehberg gewissermaßen in die „Neuzeit“ führte.

 

Die Notwendigkeit, die Anlage zu vergrößern zeigte sich bereits in den 50er Jahren, als die sportlichen Begegnungen mit anderen Clubs zunahmen, die Jugendarbeit verstärkt wurde und die zwei Plätze am Schützenhaus einfach nicht mehr ausreichten. Zumal auch das Doppelturnier um den „Silbernen Bären“, das erstmals 1956 ausgetragen wurde in den folgenden Jahren zusehends an Attraktivität gewann und sich von einem regionalen zu einem überregionalen Spitzenturnier für Herrendoppel in Deutschland entwickelte.

 

Seit 1969 erstmals das deutsche Davis-Cup-Doppel Fassbender – Pohmann den „Silbernen Bären“ gewannen und auch in den beiden Folgejahren als Sieger vom Platz gingen, nahm das Turnier eine rasante Entwicklung. Die 1972 gegründete Tennis Bundesliga und die zunehmende Kommerzialisierung im Tennissport lockten Spitzenspieler aus Deutschland und schließlich auch Spieler von internationalem Rang an. Über mehrere Jahre sahen so hunderte Zuschauer auf einer extra aufgebauten Zuschauertribüne großen Tennissport. Letztlich konnte unser Club jedoch den zunehmend steigenden finanziellen Anforderungen nicht mehr gerecht werden, sodass 1990 das letzte Turnier stattfand, mit dem damaligen Davis-Cup-Spieler Bernd Karbacher und seinem Partner Kai Giesker als Sieger.

 

Unabhängig von unserem Doppelturnier nahm die Popularität des Tennissports in den 60er und 70er Jahren stark zu. Davon zeugen auch die zahlreichen Gründungen neuer Tennisvereine auch in unserem ländlichen Raum. Auch in unserem eher schon tradierten Club steigerten sich somit auch die Mitgliederzahlen, obwohl der TC Herborn anfangs noch einen elitären Anstrich hatte, da man für eine Neumitgliedschaft noch einen Bürgen benötigte. Der damalige neue Vorstand schaffte diese Regelung ab und offerierte zusätzlich eine günstige Beitragsregelung für neue Mitglieder aus dem Herborner Skiclub und förderte somit deren zahlreichen Beitritt auch in den Tennisclub.

 

Dieser Boom des allgemeinen Mitgliederzuwachses führte dazu, dass viele Spielerinnen und Spieler sportliche Ansprüche hatten und in den „Medenmannschaften“ mitspielen wollten. Ranglistenspiele waren das Instrument, mit denen man seine Qualität und die Berechtigung für eine zu der Zeit noch zahlreichen Mannschaften nachweisen zu können. Diese Spiele hatten auch den angenehmen Nebeneffekt, dass einem zu einer selbst bestimmten Zeit ein reservierter Platz zustand, auch nachmittags in den Rushhours, wenn sonst alle Plätze belegt waren. Ranglistenspiele waren auch bei Zuschauern sehr beliebt, weil es ernste Wettkämpfe waren mit Emotionen auf und außerhalb des Platzes.

Auch Clubmeisterschaften für unterschiedlich Altersklassen und Spielstärken standen in den 70er und 80er Jahren hoch im Kurs, gab es doch für die Sieger und die zweit und dritt Platzierten wertvolle bayrische Keramikkrüge mit gravierten Zinndeckel.

Zum damaligen clubinternen Spielbetrieb gehörte auch traditionelle „Bembel-Turnier“ an Pfingstmontag. Zeitweise gab es bis zu 50 Meldungen, die nach Spielstärke in zwei Gruppen aufgeteilt wurden mit wechselnden, gelosten Spielpaarungen um die begehrten Apfelwein Bembel spielten.

 

Zu diesem Bild schrieb damals die heimische Presse: „Der größte Tennischor der Welt beendete das traditionelle Bembelturnier“

 

Was man sich heute als Spielerin oder Spieler kaum noch vorstellen kann: Man konnte nachmittags auch ohne Verabredung auf die Anlage kommen und fand trotzdem eine Spielpartnerin oder Partner. Jede und Jeder spielte mit Jedem, Einzel, gemischtes Einzel, Doppel oder gemischtes Doppel. Waren das Zeiten?!

 

Diesen für heutige Zeiten kaum vorstellbaren Sport- und Spielbetrieb hatte nur eine Person zu organisieren und zu managen, und dies alles ohne Computer – der Sportwart! Dieser Vorstandsposten war in diesen Jahren am schwersten zu besetzen und wenn jemand sich bereit erklärte, dann höchstens für eine Wahlperiode. Der Autor weiß wovon er spricht, er hielt zwei Amtszeiten durch.

 

Was in diesen Boom Zeiten natürlich auch dazu gehörte, waren die Feierlichkeiten zu allen Gelegenheiten und Veranstaltungen. Voraussetzung für dieses lustbetonte, gesellige und teilweise ausgelassene Clubleben war einerseits der damalige Zeitgeist und andererseits der glückliche Umstand, dass Wirtinnen und Wirte für die Bewirtschaftung unseres Clubhauses verantwortlich waren, die mit Engagement und Freude die Bedürfnisse aller Gäste in hohem Maße erfüllten. Familie Drechsler, Theo Friedrich und Ingrid Frey sind in diesem Zusammenhang besonders zu erwähnen, ohne die Leistungen anderer schmälern zu wollen.

 

Ein weitere Besonderheit dieser Zeit waren die jährlichen Freundschaftsturniere mit anderen Clubs, ob aus der näheren Umgebung (Braunfels, Dillenburg, Dietzhölztal usw.) oder auch in der Ferne mit Übernachtungen in Bad Kreuznach, Neukeferloh, Duisburg, Mörlenbach und Springe. Diese Begegnungen mit Besuch und Gegenbesuch zählten mit zu den Höhepunkten eines Jahres und sind denen die dabei waren auch heute noch in guter Erinnerung.

Und wenn einmal nichts anstand, dann wurde etwas gemacht: „Ein Abend in der Haifischbar“, ein „Oldie Abend“, eine Karnevalsparty, ein Sommer- und Oktoberfest sind nur einige Beispiele, die die Herzen der Gäste im Clubhaus und der lauschigen Sektbar im Keller erfreuten.

 

Erwähnt werden müssen auch die Aktivitäten, die außerhalb des Tennisgeschehens stattfanden und teilweise auch heute noch Bestand haben. Schon in den 60er Jahren gründete sich eine Gruppe, die in den tennisfreien Wintermonaten in der Halle des Gymnasiums Volleyball spielten. Diese gemischte Gruppe existiert auch heute noch und betreibt diesen Ausgleichssport von Oktober bis April dienstags ab 19:00 Uhr in der Halle der Kirchbergschule.

Eine lange Tradition hat auch die Frühjahrsrallye, die ebenfalls noch an jedem Karfreitag stattfindet.

In diesem Zusammenhang muss auch die Fußballmannschaft genannt werden, die bereits zum 50-jährigen Jubiläum ihren großen Auftritt hatte und auch später bei vielen Hobbyturnieren erfolgreich war. Radtouren und Wanderungen zählten ebenfalls zu den Abwechslungen im Jahresverlauf.

Zusammenfassend kann gesagt werden: „Es war immer etwas los“!

 

Am Ende dieses Streifzuges durch die 100-jährige Geschichte des TC Herborn soll jedoch noch die besondere Bedeutsamkeit der vereinseigenen Halle hervorgehoben werden. Bereits 1978 plante der damalige Vorstand unter Präsident Klaus Ockernahl den Bau der Halle, die nach vielen Voruntersuchungen und umfangreicher Planungsarbeiten unter Mithilfe von Michael Reeh und Günther Thielmann am 1.Oktober 1980 eingeweiht. Von nun an hatten die Spielerinnen und Spieler auch in den Wintermonaten die Möglichkeit, im Training und Spiel zu bleiben. Auch das Training für die Jugend konnte ohne Unterbrechung fortgesetzt werden.

 

Während andere Hallen in der Umgebung längst nicht mehr existieren, ist der Zuspruch für unsere Halle nahezu ungebrochen. Dies hat den jetzigen Vorstand um Heiko Dörr und Michael Reeh veranlasst, den Bau einer Erweiterung um einen dritten Platz anzugehen. Alle warten, dass die bürokratischen Hemmnisse endlich überwunden werden und der Bau beginnen kann.

Damit wäre ein weiters Kapitel im Geschichtsbuch des TC Herborn aufgeschlagen.